Der Herr heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden. 
Psalm 147,3

Thea Martin

Ein schöner Satz. Ein starker Satz! Wie habe ich mich darauf gefreut darüber etwas zu schreiben! Doch meine eigenen Sätze befand ich für zu schwach und verwarf sie. Dieser schöne Satz ist zu schön, um wahr zu sein. Kein Wunsch, keine Bitte: eine Feststellung. Den Satz möchte man gerne so stehen lassen und doch kann man es nicht. Denn es gibt ja die zerbrochenen Herzen und die ganze zerbrochene Welt. In vielerlei Hinsicht, im Kleinen wie im großen. Ist nicht die festgestellte Heilung unrealistisch: eben zu schön, um wahr zu sein?

Ein gebrochenes Herz kennen wir. Jemand bricht einem das Herz. Ein Riss. Ein zerbrochenes Herz aber ist viel schlimmer. Eine tiefe Erschütterung, die den Menschen handlungsunfähig macht: vollkommen ausgeliefert, zerstört, die Bruchstücke verstreut.

„Ein Herz kann man nicht reparieren“ singt Udo Lindenberg „da hilft Liebe nur…“ Eine einfache Zeile. Sie hat mich in ihrer schlichten Wahrheit oft angerührt. Gegen Kummer hilft Liebe. Gegen Hinsehen auf unerträgliches Leid hilft nicht Wegsehen. Gegen hilfsloses Mitgefühl hilft Helfen, oder über Hilfe nachdenken. Gegen Trauer und Verlust hilft nicht schneller Ersatz, sondern Benennen und Zuhören. Vor der Heilung steht die Klage, die Diagnose, wenn man im Bild bleiben will. Vor der Heilung steht das Sprechen, das Aussprechen.

Das „zerbrochene Herz“ – die komprimierte Klage aller Psalmbeter. Zwei Worte ohne erzählende Ausschmückung. Die Leiderfahrung aller ist gemeint. Alle, die zerbrochenen Herzens sind. Gleichermaßen ist Leid ein persönliches. „Gott kommt zu uns in der Verkleidung unseres Lebens“. (Autor:in unbekannt) Im eigenen Weltschmerz und im ganzen Schmerz der Welt ist Gott schon da. Dafür möchte ich offen sein.

Es ist ein kleiner Schritt von „das ist ja unrealistisch“ zu „Gottes Hilfe ist erfahrbar.“

Vielleicht ist es dieser kleine Schritt, den der Psalmbeter uns in diesem großen Satz, der immer noch sehr schön ist, nahebringt. Seine Absicht ist nicht, einen Lehrsatz aufzustellen, der Psalmbeter weiß es aus eigener Anschauung, er teilt mit uns eine Erfahrung – seine Erfahrung mit Gott.

Foto von Hush Naidoo Jade Photography auf Unsplash

„Die Güte des Herrn ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.“ Klagelieder 3, 22-23

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