Ein ferner Gott – hinter einem Sternenhimmel.
Dorthin hat die Menschheit Gott platziert. Er ist weit weg, irgendwo da draußen hinter dem Sternenhimmel. Wir Menschen sind anfällig, uns Gottes Gegenwart in der Dimension des Raumes vorzustellen, so, wie wir sie verstehen. Wir denken in Lichtjahren, in Kilometern oder in Meilen. Wir stellen uns Gott so vor, als würde er in irgendeinem Raum, irgendeinem Bereich wohnen – doch das tut er nicht!
Gott ist nicht irgendwo von Himmel und Erde unterzubringen. Warum aber spricht Jeremia dann davon, dass Gott weit weg sei? Vermutlich wegen des immensen Gegensatzes zwischen dem Wesen des heiligen, unsichtbaren Gottes, seiner Immanenz, und unserer handfesten weltlichen Lebenserfahrung.
Viele Menschen möchten, dass Gott ihnen nahe ist, aber sie möchten nicht, dass er ihnen zu nahe tritt. Sie möchten zwar, dass Gott ihre Gebete hört und auch erhört, aber sie möchten keinesfalls auf ihn hören, oder ihm gehorchen. Das war schon immer so, auch in Zeiten des Propheten Jeremia. Er konnte ein Lied davon singen. Seine Klagelieder stehen in der Bibel. Zu seiner Zeit gefielen sich viele Menschen darin, dass sie so taten, als hätten sie den anderen etwas im Namen Gottes zu sagen. Heute würde man konstatieren, Jeremia habe sich gegen Fake News eingesetzt. Er setzte sich für die göttliche Wahrheit ein, auch wenn er sie selbst nicht immer spürte, weil Gott sich auch z.T. versteckte, als unsichtbarer Gott.
Ich halte den Monatsspruch für eine eher rhetorische Frage Gottes an uns Menschen. Gott ist uns nahe, liebt uns, aber er braucht vielleicht auch mal etwas Ab-stand, bzw. wir Menschen brauchen auch einen Mindestabstand, um in der Welt und mit dem heiligen Gott zu leben.
Positiver lässt es sich so ausdrücken: „Der Heilige Geist weht, wann und wohin er will.“