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„Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden: dass er Herr sei über Tote und Lebende.“
Brief des Paulus an die Gemeinde in Rom 14, 9

Markus Hentschel

In jedem Monat setze ich 24 anonyme Urnen in einem Urnengrab bei. Ich stehe am Grab und sehe die 24 Urnen vor mir. Schon eine einzelne Urne, die nicht anonym, sondern nach einem Gottesdienst bestattet wird, der den verstorbenen Menschen würdigt, zeigt die Hilflosigkeit, die Wehrlosigkeit des auf die Winzigkeit einer Urne reduzierten toten Menschen. Noch mehr 24 Urnen. Was ich noch tun kann, tue ich. Beten: „Gott, diese Menschen werden anonym bestattet. Aber sie haben einen Namen und hatten eine Geschichte. Du kennst diese Geschichte besser als ein Mensch sie kennen könnte.“

Für Paulus sind die Toten die Schwächsten. Darum nennt er sie, wenn er darüber spricht, wie Christinnen in den Gemeinden mit Schwachen umgehen sollen. In Rom waren dies konkret Christinnen, die sich an die jüdische Lebensweise gebunden fühlten, aus der sie kamen: die Reinheitsgebote hielten, nicht alles Fleisch aßen, den jüdischen Festkalender achteten. Sie wurden von aufgeklärten Christ*innen als abergläubisch verachtet. Diesem Verhalten hält Paulus Jesus Christus vor, der alle menschengemachten Grenzen überschreitet: zwischen Mann und Frau, zwischen Völkern, zwischen sozialen Klassen, zwischen (vermeintlichen) Gerechten und Sündern, zwischen Freunden und Feinden und eben auch die zwischen Lebenden und Toten. Die Toten sind die Schwächsten. Sie brauchen den stärksten Schutz.

Die vor uns liegende Woche mit Karfreitag und Ostern ist auch eine Woche der größtmöglichen Gleichheit der Menschen. Nicht nur als geborene und lebende sind sie gleich: würdig, d.h. anerkannt, beachtet, selbständig und mit anderen verbunden, sondern auch als gestorbene. Die Auferstehung Jesu entreißt sie schon jetzt der Vergangenheit und dem Vergessen. Die Auferstehung gemahnt uns jetzt an die Solidarität mit den Schwächsten und eine radikale Gleichheit unter uns.

Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.
(1. Petr. 3,15)

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