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„Leg mich wie ein Siegel an dein Herz wie ein Siegel an deinen Arm. Denn stark wie der Tod ist die Liebe.“
Hoheslied 8,6

Markus Hentschel

So spricht die Liebende zu ihrem Geliebten am Ende des Hoheliedes.

Es ist ein langes erotisches Liebeslied, das mit den Worten beginnt: „Küssen soll er mich mit Küssen seines Mundes. Ja! Gut ist deine Liebe, besser als Wein“. Die Liebe, die die Frau besingt, beschwört und feiert und um die sie zugleich fürchtet, ist berauschend. Berauschend und überschwänglich ist auch die Sprache, mit der sie das tut. Denn für das Wichtigste ist kein Wort schön genug. Um das Wertvollste zu beschreiben dürfen die Worte nicht billig sein. Eine nüchterne, gar eine Sprache der Bürokratie oder modischer Floskeln ist da unangemessen. Die Liebe und das Begehren sind leidenschaftlich. Denn sie haben es mit der Energie zu tun, aus der sich das menschliche Leben speist.

Die Liebe ist so lebensnotwendig wie das tägliche Brot. Ja mehr noch, ohne die Leidenschaft der Liebe, ohne das Lebensbegehren, die radikale Offenheit für alles, was Leben schenkt, reicht das Brot zwar fürs Überleben, aber es soll nicht nur reichen, es soll schmecken und genossen werden. Die Liebe ist das Lebenselixier, das allem den Geschmack der Freude, aber auch den intensiven Geschmack der Unersetzbarkeit, Einzigkeit und eben auch Endlichkeit verleiht.

Die Liebe ist nicht nur die Feier des Lebens, sondern sie ist auch mit dem Ende des Lebens konfrontiert: Das Geliebte, der Geliebte ist einzig und unersetzlich und unbezahlbar und kann mit nichts anderem getauscht werden. Wo dies erlebt wird, steigt auch die Angst vor dem Verlust des/der Einzigen auf. Die Liebe verschließt nicht die Augen vor dem Tod und der Gefährdung des Lebens. Im Gegenteil, sie stellt sich ihm hellsichtig. Stark wie die Liebe ist der Tod, aber eben auch umgekehrt, stark wie der Tod ist die Liebe. Die Intensität, mit der wir dieses endliche Leben, die Schönheit der Geschöpfe lieben, gibt uns den Schwung, Geliebtes nicht gleichgültig und nachlässig zu behandeln, sondern mit zarten oder kräftigen Gesten der Achtung, der Zuwendung und des Begehrens.

Photo by Clay Banks on Unsplash

Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.
(1. Petr. 3,15)

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