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Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.“
Psalm 42,3

Markus Hentschel

„Das perlt aber!“ Mit diesem Ausruf beginnt fast jeder Besuch von Dittsche in Ingos Eppendorfer Grill. Der Mann hat immer Durst – und der muss gestillt werden. Mit einem tiefen Zug aus der Bierpulle. Erst dann kann das Leben weitergehen.

Dass die Seele Durst hat, ist in der Bibel überhaupt nicht verwunderlich, sondern selbstverständlich. Denn das hebräische Wort für Seele „näfäsch“ heißt „Kehle“. Das ist der Teil des Körpers, an dem besonders viele vitale Funktionen versammelt sind: dort geht der Atem ein und aus, wird die Nahrung aufgenommen, verlaufen die Halsschlagadern, werden die Laute gebildet fürs Sprechen, Singen, Schreien. Seele: das ist der Ort, an dem die Bedürftigkeit von Menschen am deutlichsten zu Tage tritt.

Durst und Durststrecken gehören zusammen. Das ist auch bei Dittsche so. Zumeist wird in den Gesprächen mit seinem „Ingomann“ deutlich, was wieder schief gegangen ist in der Woche. Die Gespräche darüber stillen den Durst des Trostes. Davon spricht die Seele auch in Psalm 42, von den Dursttrecken der Einsamkeit, der Anfeindung, der Krankheit, der Orientierungslosigkeit.

Durst und über den Durst trinken sind auch nicht zu trennen. Was Dittsche so wegputzt an jedem Abend, drei bis vier Flaschen, das ist zu viel, das ist (nahe am) Alkoholismus. Menschen als überaus bedürftige Wesen, die auf immer neues Leben von außen angewiesen sind, sind strukturell suchtgefährdet, sie sind nicht auf Maß, sondern auf Maßlosigkeit angelegt.

Daher erübrigt sich jeder Hochmut denjenigen Menschen gegenüber, die einer Sucht erliegen.

Menschen sind gefährdete Wesen: gut, dass Gott sich ihnen hingibt. Er/sie wird zum Atem, wird zum Wasser, lässt im Blut die Seele durch den ganzen Körper fließen und versorgt so die Menschen mit dem, was sie immer neu brauchen. Und Gott trägt auch Sorge dafür, dass die Sucht von Menschen nach Leben nicht selbstzerstörerisch wird, indem das Leben, das er gibt, kein Gift enthält, so wie die anderen Stoffe, die Menschen als Lebensersatz und Gottesersatz dienen.

Schön wäre es, wenn wir täglich ausrufen könnten: „Gott, der perlt aber.“

Ich wünsche euch einen schönen Sommer.

Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.
(1. Petr. 3,15)

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