Die Bibel ist eine Bibliothek an Erzählungen, Gesetzen, prophetischen Worten, Lyrik und Briefen. Geschrieben durch fromme Menschen, gesammelt und zusammengetragen von anderen frommen Menschen, in der Überzeugung, dass diese viele, vielfältigen Worte etwas ganz Wesentliches von Gott vermitteln. Diese Bibliothek fasziniert mich ungemein.
Und trotzdem frage ich mich manchmal beim Lesen: Was hat das, was hier steht, hier jetzt verloren? Was hat diese skurrile, undeutliche, oder einfach verstörende Erzählung oder Gesetzestext oder Beschreibung nun bitteschön mit Gott zu tun? Vielleicht geht es euch nie so. Aber seien wir ehrlich: Manches, vielleicht sogar vieles in der Bibel ist definitiv skurril, oder undeutlich, oder einfach verstörend.
Die Worte der Monatslosung von diesem Monat gibt so etwas wie einen Schlüssel für solche Situationen. Sie legen nahe, dass die gesamte Schrift, auch die widersprüchlichen Teile, „von Gott eingehaucht“ sind: dass darin der Atem Gottes währt. (Gemeint ist übrigens nur das Erste Testament — das, was wir als Zweites Testament kennen, gab es ja noch nicht, als dieser Brief geschrieben wurde.) Das bedeutet nicht unbedingt, dass Gott das alles so wörtlich diktiert hätte, sondern dass Gottes Lebenskraft irgendwie in oder zwischen den Worten ist.
Sicher, manchmal ist sie eher versteckt. Um sie zu finden auch in den skurrilen, undeutlichen, und einfach verstörenden Teilen der Schrift, gibt die Losung uns eine Orientierungshilfe. Denn die Schrift ist dafür da, lesen wir, um Menschen zu lehren und zu bessern, zu Liebe und Gerechtigkeit zu ermahnen, und zu gutem Werk zu ermutigen. Nur wo sie das tut, ist sie wirklich Wort und Atem und Lebenskraft Gottes.