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Jahreslosung 2020:
„Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“
Markus 9,24

Markus Hentschel

Das ist der Schrei eines Vaters. Sein Sohn leidet seit seiner Kindheit an Epilepsie. Und er leidet seitdem mit. Niemand kann heilen. Auch Jesu Jünger nicht. Kann Jesus helfen? „Was heißt kann? Wer glaubt, kann alles“. Sagt Jesus. Maßlos übertrieben? Unmögliches versprechend?

„Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ Der Vater ergreift verzweifelt das Versprechen Jesu wie einen letzten Rettungsanker. Es ist nun an Jesus, das Versprechen einzulösen; den Schrei der Verzweiflung für wichtiger zu halten als die Reinheit und Festigkeit des Glaubens.

Ein Verzweiflungsschrei als Jahreslosung. Den Evangelisten Matthäus und Lukas war das zu krass. Zu viel Geschrei. Zu dramatisch. Sie haben die Worte des Vaters aus ihrer Version der Geschichte gestrichen. So wirkt sie glatter.

Unser Leben läuft nicht glatt. Und der Glaube ist kein poliertes Schmuckstück. Er ist etwas für den täglichen Gebrauch und er wird abgenutzt und schmutzig.

Der Glaube des Vaters ist darin für mich vorbildlich, dass er mir zeigt: Ich glaube nicht vor allem für mich. Das, manchmal verzweifelte, Vertrauen auf Gottes Kraft, die der Glaube aufschließt, ist für andere da. Glauben entzündet sich am Mitleiden und ist aus auf Solidarität. Ich bin angewiesen auf den Glauben anderer. Angewiesen darauf, dass sie für mich einstehen. Am Glauben des Vaters sehe ich: Glaube ist nicht perfekt. Er wächst. Er wächst in dem Grad, wie er auf Unmögliches aus ist. Glaube zaubert nicht. Aber am Vater sehe ich: Gottes Heil und Heilung, Gottes Möglichkeiten überschreiten die Grenze des für uns für möglich und realistisch Gehaltenen.

Vielleicht kann so der Schrei der Jahreslosung, obwohl Schrei, auch aufbauen: Indem wir wie der Vater für seinen Sohn füreinander vor Gott einstehen. Indem wir uns unseres unvollkommen Glaubens nicht schämen. Und indem wir Gottes Wille, dass es uns wohl gehe, mehr zutrauen, als wir für möglich halten.

Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.
(1. Petr. 3,15)

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