Die ersten Tassen Kaffee meines Lebens trank ich aus rein praktischen Gründen. Ich hatte einen Nebenjob, der oft früh anfing. Doch ich hatte auch Mitbewohner, und saß mit ihnen oft noch bis tief in die Nacht am Küchentisch. Wenige Stunden später war mein Arbeitsweg auf dem Fahrrad durch den Regen selten genug, um mich aus dem Halbschlaf in eine den Aufgaben entsprechende Klarheit zu befördern. Die Antwort also: Kaffee, den zu kochen ohnehin eine meiner Aufgaben war. Schon bald trank ich über den Tag verteilt einige Becher, mit ordentlich Milch und Zucker, um mich wider meine biologische Uhr in einem arbeitsfähigen Zustand zu halten.
Ich denke mal, manche von euch werden wissen, wovon ich rede: Manchmal ist wach sein etwas, zu dem wir gezwungen werden müssen, oder auch uns selber zwingen müssen.
Doch die Wachsamkeit, von der Jesus hier redet, scheint mir eine ganz andere. Es geht ihm in diesem Abschnitt darum, wie der „Menschensohn“ kommen wird zu einem Zeitpunkt, den niemand – „auch die Engel im Himmel nicht“ (32) – im Voraus kennt. Also, sagt er, „wacht nun … damit er euch nicht schlafend finde, wenn er plötzlich kommt” (35-36).
Es scheint hier also nicht darum zu gehen, uns „wach“ in Erwerbsarbeit abzumühen, sondern vielmehr darum, wie Gottes Gerechtigkeit alle Arbeit (und noch eine ganze Menge andere Dinge) grundlegend verwandelt. Zu „wachen“ bedeutet hier also zu leben in dem ständigen Bewusstsein, dass die Welt, die wir Menschen uns gemacht haben, gar nicht so beständig ist, wie sie von sich selbst behauptet. Dass eine andere Welt möglich ist, ja, vielleicht sogar kurz bevorsteht.